Die BI zum Moratorium

 

Zunehmend wird die Frage an uns herangetragen, ob die Bürgerinitiative Atdorf immer noch bei der Ablehnung vom Pumpspeicherwerk (PSW) Atdorf bleibt, wenn jetzt der Ausstieg aus der Kernenergie evtl. vorgezogen und der Ausbau der regenerativen Energien forciert wird.

 

Was hat sich durch die Ereignisse in Japan und das Moratorium hinsichtlich der Bewertung des PSW Atdorf geändert?

 

1. Vorgezogener Ausstieg
Wir haben schon immer kritisiert, dass zuviel Grundlastkraftwerke im Netz vorhanden sind, die bei Einspeisung erneuerbarer Energien nicht zurückgeregelt werden können. Dieser überflüssige Strom „verstopft" die Netze und schafft zusätzlichen Speicherbedarf. Ein Freihalten der vorhandenen Speicher für Erneuerbare Energien war ja von der Bundesregierung stets abgelehnt worden.
Wenn jetzt tatsächlich dazu übergegangen wird, Atomkraftwerke stillzulegen, wird von dieser Seite her die Situation im Speichermarkt entlastet - und nicht belastet.

 

2. Ersatz für abgeschaltete Kernkraftwerke
Zurzeit sind ca.21 GW an Kernenergieanlagen installiert. Bei einer gegenwärtigen Kraftwerkskapazität von insgesamt 118 GW (ohne Wind und Photovoltaik!) und einem Spitzenbedarf von knapp 80 GW entsteht zuerst überhaupt keine Notwendigkeit, nach Abschaltung von einigen Kernkraftwerken sofort Ersatzkapazitäten aufzubauen.
Als Brückentechnologie auf dem Weg zu „100% Erneuerbare" können weder Kernenergie noch Kohlekraftwerke dienen. Als einzig sinnvolle einsetzbare fossile Energie kommt Erdgas in Frage, das zum einen weniger Emissionen ausstösst, zum anderen in Form von Gasturbinen oder Blockheizkraftwerken flexible, schnell regelbare Kraftwerkstypen mit sich bringt und damit eine ideale Ergänzung zu den Regenerativen Energien darstellt.

 

3. Vorgezogene Umstellung auf regenerative Energien
Eine vorgezogene Umstellung wird - wenn sie denn tatsächlich realisiert werden sollte - auch den schnelleren Ausbau von Speicherkapazitäten bedingen.
Allerdings geht es auch dann immer noch darum, die Möglichkeiten auszubauen, den Strom über Tage und Wochen speichern zu können, und nicht um Tagesspeicher wie das PSW Atdorf. Letztere sollen, das haben die Studien von DENA und IWES bestätigt, zunehmend nur dem gewinnträchtigen Einsatz an der Strombörse dienen.
Ein solcher Beschluss würde auch weder einen überstürzten Speicherbau bedingen noch den Verzicht auf geordnete Planungsverfahren rechtfertigen. Vor allem auf die Variantenuntersuchungen bezüglich Technologie und Standort darf keinesfalls verzichtet werden.
Die Konsequenz muss außerdem heißen, die Forschung und Entwicklung im Bereich der Speichertechnologien zu intensivieren. Speziell die Erschließung des Erdgasnetzes (durch Methanisierung) sollte vorangetrieben werden; auch der Verbund mit Norwegen und den dortigen Speichern bleibt ein Thema.
PSW von der Größe Atdorf sind und bleiben eine überholte Technologie aus dem letzten Jahrhundert, die Natur und Landschaft zerstört und keinen Nutzen für die Gesellschaft bringt, im Gegenteil auch Risiken mit sich bringt.

 

4. Moratorium
Letztendlich beinhaltet ein Moratorium nur ein Aufschieben nach dem Motto: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben"
Werden Atomkraftwerke stillgelegt, so besteht nach aktueller Rechtslage die große Wahrscheinlichkeit, dass Laufzeiten übertragen werden können. Das bedeutet, dass dadurch keine Minute weniger Atomstrom produziert wird, dann dauern die Laufzeiten eben einige Jahre länger.

 

5. Erdbebensicherheit
Das Beben 1356 in Basel hatte eine Stärke zwischen 6,4 und 6,9. Die BI hat von Anfang an kritisiert, dass der Standort der Mauer im Haselbachtal gefährlich ist,und eine Auslegung der Mauer auf ein Beben der Stärke 7,0 nicht ausreichend ist. Die Mauer würde zum einen auf diversen Verwerfungen stehen. Zum anderen hat Japan gezeigt, dass durchaus Beben auftauchen können, die stärker sind wie die bislang am jeweiligen Standort bekannten. Zudem müsste die Mauer auf sehr problematischem Untergrund verankert werden. Zum Teil Seetone, die sich bei Kontakt mit Wasser wie „Zahnpasta" verhalten und so zwangsläufig destabilisierend auf die Standfestigkeit der Betonmauer wirken.

 

Fazit:
An der Einschätzung zum Pumpspeicherbecken hat sich nichts geändert; die schon bislang geäußerte Kritik am Projekt wurde durch die jüngsten tragischen Ereignisse bestärkt.

Nicht diejenigen, die fordern, bei Großtechnologien in der Risikoabwägung auch das Undenkbare zu berücksichtigen, sind die romantischen, rückwärts gewandten Spinner. Nein, diejenigen, die alles für machbar und beherrschbar halten, müssen sich fragen lassen, ob sie meinen im Sinne einer lebenswerten Zukunft verantwortlich zu handeln.