Auszug aus der BI Presse-Information vom 4.4.2012

 

Pumpspeicherwerk Atdorf rechnet sich nicht

 

Schon als die Schluchseewerk AG vor vielen Monaten mit ihrem ersten Argument daher kam, das PSW Atdorf sei nötig, um Solar- und Windstrom zu speichern, wurde dies von der Bürgerinitiative Atdorf widerlegt: Solarstrom steht bei hohem Strombedarf um die Mittagszeit ohnehin ausreichend zur Verfügung und für den Windstrom fehlen (immer) noch die erforderlichen Stromtrassen aus Norddeutschland. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

 

Auch die Schweizerische Energiestiftung (SES) fordert in einem offenen Brief an die Großrätinnen und Großräte in Bern ein „Nein“ zur Konzessionierung von Grimsel 3. Smart Grids, Lastmanagement, erhöhte Dezentralität der Produktion, ein ausgewogener Mix der verschiedenen erneuerbaren Energien sowie die bereits vorhandene Anbindung an das Netz Europas können den Speicherbedarf der Schweiz in Grenzen halten. Unabhängige Experten kommen zum Schluss, dass kein Ausbaubedarf für die Schweizer Speicherkapazitäten besteht. Auch bei hohen Anteilen fluktuierend einspeisender erneuerbarer Energien hält die SES einen weiteren Ausbau der Pumpspeicherkapazitäten nicht für nötig.

 

Die Schluchseewerk AG kalkuliert inzwischen mit 1,6 Milliarden Euro Baukosten. Bei der Präsentation des Projektes noch im Herbst 2008 ging sie von 700 Millionen Euro aus. In drei Jahren eine Steigerung um sage und schreibe 130 %.

 

RWE und EnBW sprechen einmütig von einem "wirtschaftlich schwierigen Umfeld" und davon, dass "eine abschließende Bewertung der Wirtschaftlichkeit derzeit nicht möglich" sei.

 

Geht man sogar noch einen Schritt weiter und lässt das einmal gebaute PSW Atdorf in noch größerem Umfang unwirtschaftlich werden, wäre das Projekt Atdorf eine Industrieruine - in die Landschaft betoniert und komplett abgesperrt. Das Ganze dann noch ohne eine Rückbauverpflichtung. Also kein Schluchsee, der sich aufgrund seiner naturnahen Gestaltung trotz seiner Funktion als Pumpspeicher zu einer touristischen Attraktion umfunktionieren ließe.

 

Angesichts dieses geplanten Eingriffs in die Natur sollte man Speichertechniken den Vorzug geben, die mit bestehender Infrastruktur auskommen. Prädestiniert: die Gasnetze. Denn mit Überschussstrom kann problemlos Wasserstoff erzeugt werden, der sich bis zum Gehalt von fünf Prozent ins Erdgasnetz einspeisen lässt. Andere Bundesländer machen es uns vor. Setzt diese Technik sich durch, ist Atdorf eine Milliardenruine. Zudem droht dem Pumpspeicher Konkurrenz durch industrielle Smart Grids: Wenn Fabriken beginnen, ihre Produktion wo immer möglich am Strommarkt zu orientieren, nivellieren sie die Strompreise. So die Aussage von Bernward Janzing, Autor und Energiefachmann, der bereits im April 2009 im Schloss Schönau in Bad Säckingen einen Vortrag hielt und auch am Runden Tisch zum PSW Atdorf als Gutachter beteiligt war.